Peter Brüning (1929-1970) gehört zu den stilbildenden Künstlern der 1950er und 1960er Jahre in Deutschland. Er war Mitglied der „Gruppe 53“, lehrte als Professor für Freie Malerei an der Düsseldorfer Kunstakademie, begründete die informelle Malerei mit und entwickelte sie Mitte der 1960er Jahre weiter in Richtung einer relativ strengen Form mit sich wiederholenden, teils ornamentalen Farbelementen. Dabei bleibt die Landschaft durchgehend das zentrale Sujet, zunächst in der intuitiven Erfahrung von weitem, offenem Raum und dann als großstädtisches Geschehen, in dem sich Industrialisierung und Verkehrsdichte assoziativ widerspiegeln.
Mit beiden Werkgruppen ist Brüning, der aus Düsseldorf stammte, bei Willi Baumeister an der Stuttgarter Akademie studierte und danach wieder ins Rheinland zurückkehrte, hochangesehen. Er wird mit wichtigen Stipendien und Kunstpreisen ausgezeichnet und nimmt dreimal an der documenta teil. Bis heute finden museale Ausstellungen statt, die die wegweisende Bedeutung seines Werkes würdigen, so 2007 im Museum Küppersmühle in Duisburg. Die aktuelle Ausstellung im Emil Schumacher Museum Hagen ist längst nicht so umfangreich, aber sie ist konzentriert, auf den Punkt gebracht. Und sie legt den Schwerpunkt auf die erste Hälfte von Brünings Schaffen. Sie beschreibt den Übergang von den stilisiert realistischen Naturdarstellungen zu den dunklen malerischen Verdichtungen mit der anschließenden Auflösung hin zu den berühmten hellen, luftigen Gemälden: Die impulsiv gestischen Strichbündel erhalten in ihrer bogenförmigen Ausrichtung etwas Schwebendes und repetieren dabei verhaltene Farbverläufe. Auch deutet die Hagener Ausstellung mit einigen exemplarischen Bildern Brünings Wechsel hin zu den strengeren, zeitbezogenen Formulierungen an, bei denen sich die Linien verfestigen und verbreitern. Im Kopf haben wir an diesem Ort ja immer auch das Wirken des abstrakten Expressionisten Emil Schumacher: Deutlich wird, wie innerhalb eines vermeintlich limitierten Feldes der Malerei doch ganz unterschiedliche künstlerische Positionen entstanden sind.
Peter Brüning – Das Potential des Informel | bis 28.1. | Emil Schumacher Museum Hagen | www.esmh.de
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