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Ohne Titel (n°133), 2011, Acryl auf Militärzelt, 192 x 308 cm
Foto: Pierre Schwartz

Die Amöbe auf dem Segel

26. September 2013

Claude Viallat in der Bochumer Situation Kunst – Ruhrkunst 10/13

Kunst einfach an die Wand getackert. So wie der französische Maler Claude Viallat mit seinen Malgründen umgeht, so hält er es auch mit seinen fertigen Werken, schön gefaltet liegen sie im Atelier, warten auf den temporären Einsatz im Museum oder auf ihre Bestimmung als Objekte der artifiziellen Sammlerwut. Die Ausstellung „Der Stoff der Malerei“ zeigt in der Situation Kunst, die ein architektonischer Teil der Sammlungen der Ruhr Universität Bochum (ein gläserner Kubus) ist, Arbeiten aus den letzten 25 Jahren des Künstlers, die meisten tatsächlich an die Wand getackert.

Dabei sind die Werke alles andere als zugänglich. Sie verkörpern eher Haltung, als Handwerk, dienen als theoretische Matrize für den Künstler, der Malerei konsequent weitergedacht hat bis in ein gedachtes Nichts, das nur noch von Farbe, gleichen Formen und der Austauschbarkeit des Untergrunds lebt. Viallat malt Muster für Muster und dabei darf es gern auch mal ein industrieller Stoffmusterstreifen sein (Ohne Titel, n°447, 2007). Während der Künstler (77) international längst in vielen wichtigen Museumssammlungen vertreten ist, ist sein Werk in Deutschland noch nahezu unbekannt. Viallat, der als einer der wesentlichen Vertreter der französischen Support/ Surface-Bewegung gilt, wandte sich in den späten 1960ern von den konventionellen Möglichkeiten der Malerei ab, thematisierte die Malerei selbst – und entwickelte die bekannte amöbe Form-Spur, die sein Werk seit damals kennzeichnet und die bis heute seriell mit Hilfe von Schablonen aufgemalt wird. Dazu kam der Bildträger, „objet trouvès“, die er selbst fand oder geschenkt bekommt, in eine manchmal fast schon beliebig zu nennende Form bringt oder die ursprüngliche erhält, dann mit der informellen Formensprache versieht – fertig sind die malerischen Statements, deren Gleichrangigkeit von Material und Malerei den Reiz dieser Werke ausmacht. „Ich war auf der Suche nach Formen, die wenig Assoziationen hervorrufen“, wird Viallat zitiert, doch so einfach ist das offensichtlich nicht, denn die ursprüngliche Bedeutung des Maluntergrunds schwingt immer mit, bekommt manchmal ein Eigenleben, wie das ehemalige Militärzelt, die Segel oder mit Motiven bedruckte Stoffbahnen.

PETER ORTMANN

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