Kunst einfach an die Wand getackert. So wie der französische Maler Claude Viallat mit seinen Malgründen umgeht, so hält er es auch mit seinen fertigen Werken, schön gefaltet liegen sie im Atelier, warten auf den temporären Einsatz im Museum oder auf ihre Bestimmung als Objekte der artifiziellen Sammlerwut. Die Ausstellung „Der Stoff der Malerei“ zeigt in der Situation Kunst, die ein architektonischer Teil der Sammlungen der Ruhr Universität Bochum (ein gläserner Kubus) ist, Arbeiten aus den letzten 25 Jahren des Künstlers, die meisten tatsächlich an die Wand getackert.
Dabei sind die Werke alles andere als zugänglich. Sie verkörpern eher Haltung, als Handwerk, dienen als theoretische Matrize für den Künstler, der Malerei konsequent weitergedacht hat bis in ein gedachtes Nichts, das nur noch von Farbe, gleichen Formen und der Austauschbarkeit des Untergrunds lebt. Viallat malt Muster für Muster und dabei darf es gern auch mal ein industrieller Stoffmusterstreifen sein (Ohne Titel, n°447, 2007). Während der Künstler (77) international längst in vielen wichtigen Museumssammlungen vertreten ist, ist sein Werk in Deutschland noch nahezu unbekannt. Viallat, der als einer der wesentlichen Vertreter der französischen Support/ Surface-Bewegung gilt, wandte sich in den späten 1960ern von den konventionellen Möglichkeiten der Malerei ab, thematisierte die Malerei selbst – und entwickelte die bekannte amöbe Form-Spur, die sein Werk seit damals kennzeichnet und die bis heute seriell mit Hilfe von Schablonen aufgemalt wird. Dazu kam der Bildträger, „objet trouvès“, die er selbst fand oder geschenkt bekommt, in eine manchmal fast schon beliebig zu nennende Form bringt oder die ursprüngliche erhält, dann mit der informellen Formensprache versieht – fertig sind die malerischen Statements, deren Gleichrangigkeit von Material und Malerei den Reiz dieser Werke ausmacht. „Ich war auf der Suche nach Formen, die wenig Assoziationen hervorrufen“, wird Viallat zitiert, doch so einfach ist das offensichtlich nicht, denn die ursprüngliche Bedeutung des Maluntergrunds schwingt immer mit, bekommt manchmal ein Eigenleben, wie das ehemalige Militärzelt, die Segel oder mit Motiven bedruckte Stoffbahnen.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Happy End
Ausstellung über Glück in Bochum – Ruhrkunst 07/24
Kunstvolle Stahlarbeiten
„work comes out of work“ in Bochum – Kunstwandel 01/24
Unorte im Fokus
„Die Stadt ist anderswo“ im Bochumer Museum unter Tage – Ruhrkunst 12/23
Tauchgänge
„Diving into Art“ in Bochum – Ruhrkunst 06/23
Damals heute morgen
„Umbrüche“ im Museum unter Tage – Ruhrkunst 12/17
Von der Nacht über Deutschland
„Artige Kunst“ in Bochum – Kunstwandel 12/16
„Künstler aus dem Giftschrank“
„Artige Kunst“ in der Bochumer Situation Kunst – Sammlung 11/16
Das Gleiche aus Prinzip
Serien und Raster in Bochum – RuhrKunst 09/15
Raster in Weiß
Jan Schoonhoven in Bochum-Weitmar – RuhrKunst 02/15
Die zerstückelte Welt
Merkwürdige Landschaften im Bochumer Kubus – RuhrKunst 09/14
„Wir werden jeden Tag überfallen mit Bildern von Gräueltaten“
Die Wunde als Bildkonzept christlicher Passionsvorstellungen – Sammlung 05/14
Zeigen und Verbergen
Ausstellungen in Köln und Bochum – Kunst in NRW 05/14
Die Dinge ohne uns
Alona Rodeh im Kunstmuseum Gelsenkirchen – Ruhrkunst 12/24
Strich für Strich
„Zeichnung: Idee – Geste – Raum“ in Bochum – Ruhrkunst 12/24
Hinter Samtvorhängen
Silke Schönfeld im Dortmunder U – Ruhrkunst 11/24
Keine falsche Lesart
Ree Morton und Natalie Häusler im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 11/24
Gelb mit schwarzem Humor
„Simpsons“-Jubiläumschau in Dortmund – Ruhrkunst 10/24
Die Drei aus Bochum
CityArtists in der Wasserburg Kemnade – Ruhrkunst 09/24
Roter Teppich für das Kino
Kino- und Filmgeschichte des Ruhrgebiets im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 08/24
Lebendige Zeitgeschichte
Marga Kingler im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 07/24
Im Bann der Impulse
„Radiant“ im Lichtkunstzentrum Unna – Ruhrkunst 06/24
Alle für einen
Matthias Wollgast im Märkischen Museum Witten – Ruhrkunst 06/24
Leben in der Wüste
Namibia-Ausstellung im Naturmuseum Dortmund – Ruhrkunst 05/24
Hin und weg!
„Ferne Länder, ferne Zeiten“ im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 05/24