Der Künstler bittet um Aufmerksamkeit. „Die weißen Reliefs von Jan Schoonhoven gehören zweifelsohne zu den einfachsten Gebilden der neuesten Kunstgeschichte“, hat Max Imdahl über den holländischen Künstler 1984 geschrieben – und das gilt nach wie vor. Mit der Einschränkung, die auch der einflussreiche Bochumer Kunsthistoriker vorgenommen hat, dass es komplexer kaum geht. Schoonhovens ganzes Werk kennzeichnet das Raster, vorgetragen in Reihen und Kolonnen von Stegen und tiefen Waben. Die betont räumlichen, in ihrer Größe moderaten Formate bestehen über Holz aus Pappmaché, Pappe und Papier, die Schoonhoven einheitlich weiß gestrichen hat. Überhaupt hat Schoonhoven seine Werke von Hand geformt, wodurch geringe Abweichungen entstehen, an denen wir uns beim Sehen orientieren, bevor wir uns schon wieder im Raster verlieren. Aber diese Kunst ist weniger minimalistisch als einzigartig und minutiös.
Schoonhoven (1914-1994), der an der Akademie in Den Haag Kunst studiert und seinen Brotberuf als Postbeamter bis zur Pensionierung ausgeübt hat, war zunächst Vertreter der gestisch „informellen“ Kunst. 1960 ist er Mitgründer der niederländischen Gruppe „Nul“, die (wie in Deutschland „ZERO“) eine Versachlichung durch die Rücknahme des formalen und emotionalen Ausdrucks anstrebt. Dazu tragen der Verzicht auf Abbildung, Gestik und auf Buntfarben bei. Dass diese Kehrtwendung glaubwürdig funktioniert und die „coole“ Reduziertheit sinnlich, ja lustvoll sein kann, das demonstrieren die Reliefs von Schoonhoven, die seit 1960 entstehen. Sie sind fragil, führen zur kontemplativen Sammlung und handeln noch mit Licht und Schatten. Sie sind räumliche Ereignisse, die den Sinn für die Differenzierung schärfen. Daneben hat Schoonhoven schwarze Strichzeichnungen auf Papier und wandfüllende Installationen mit horizontal geschichteten Pappen geschaffen. Hier gilt wie bei den Reliefs: Was wir sehen ist so gut wie nichts, zunächst, aber dann initiieren die kleinen Ereignisse eine Menge an Beobachtungen ... Nur Geduld!
„Jan J. Schoonhoven zum Hundertsten. Werke 1941-1991“ | bis 19.4. | Situation Kunst (für Max Imdahl) in Bochum-Weitmar | 0234 298 89 01
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