Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
16 17 18 19 20 21 22
23 24 25 26 27 28 29

12.581 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Raster in Weiß

29. Januar 2015

Jan Schoonhoven in Bochum-Weitmar – RuhrKunst 02/15

Der Künstler bittet um Aufmerksamkeit. „Die weißen Reliefs von Jan Schoonhoven gehören zweifelsohne zu den einfachsten Gebilden der neuesten Kunstgeschichte“, hat Max Imdahl über den holländischen Künstler 1984 geschrieben – und das gilt nach wie vor. Mit der Einschränkung, die auch der einflussreiche Bochumer Kunsthistoriker vorgenommen hat, dass es komplexer kaum geht. Schoonhovens ganzes Werk kennzeichnet das Raster, vorgetragen in Reihen und Kolonnen von Stegen und tiefen Waben. Die betont räumlichen, in ihrer Größe moderaten Formate bestehen über Holz aus Pappmaché, Pappe und Papier, die Schoonhoven einheitlich weiß gestrichen hat. Überhaupt hat Schoonhoven seine Werke von Hand geformt, wodurch geringe Abweichungen entstehen, an denen wir uns beim Sehen orientieren, bevor wir uns schon wieder im Raster verlieren. Aber diese Kunst ist weniger minimalistisch als einzigartig und minutiös.

Schoonhoven (1914-1994), der an der Akademie in Den Haag Kunst studiert und seinen Brotberuf als Postbeamter bis zur Pensionierung ausgeübt hat, war zunächst Vertreter der gestisch „informellen“ Kunst. 1960 ist er Mitgründer der niederländischen Gruppe „Nul“, die (wie in Deutschland „ZERO“) eine Versachlichung durch die Rücknahme des formalen und emotionalen Ausdrucks anstrebt. Dazu tragen der Verzicht auf Abbildung, Gestik und auf Buntfarben bei. Dass diese Kehrtwendung glaubwürdig funktioniert und die „coole“ Reduziertheit sinnlich, ja lustvoll sein kann, das demonstrieren die Reliefs von Schoonhoven, die seit 1960 entstehen. Sie sind fragil, führen zur kontemplativen Sammlung und handeln noch mit Licht und Schatten. Sie sind räumliche Ereignisse, die den Sinn für die Differenzierung schärfen. Daneben hat Schoonhoven schwarze Strichzeichnungen auf Papier und wandfüllende Installationen mit horizontal geschichteten Pappen geschaffen. Hier gilt wie bei den Reliefs: Was wir sehen ist so gut wie nichts, zunächst, aber dann initiieren die kleinen Ereignisse eine Menge an Beobachtungen ... Nur Geduld!

„Jan J. Schoonhoven zum Hundertsten. Werke 1941-1991“ | bis 19.4. | Situation Kunst (für Max Imdahl) in Bochum-Weitmar | 0234 298 89 01

THOMAS HIRSCH

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Mufasa: Der König der Löwen

Lesen Sie dazu auch:

Happy End
Ausstellung über Glück in Bochum – Ruhrkunst 07/24

Kunstvolle Stahlarbeiten
„work comes out of work“ in Bochum – Kunstwandel 01/24

Unorte im Fokus
„Die Stadt ist anderswo“ im Bochumer Museum unter Tage – Ruhrkunst 12/23

Tauchgänge
„Diving into Art“ in Bochum – Ruhrkunst 06/23

Damals heute morgen
„Umbrüche“ im Museum unter Tage – Ruhrkunst 12/17

Von der Nacht über Deutschland
„Artige Kunst“ in Bochum – Kunstwandel 12/16

„Künstler aus dem Giftschrank“
„Artige Kunst“ in der Bochumer Situation Kunst – Sammlung 11/16

Das Gleiche aus Prinzip
Serien und Raster in Bochum – RuhrKunst 09/15

Die zerstückelte Welt
Merkwürdige Landschaften im Bochumer Kubus – RuhrKunst 09/14

„Wir werden jeden Tag überfallen mit Bildern von Gräueltaten“
Die Wunde als Bildkonzept christlicher Passionsvorstellungen – Sammlung 05/14

Zeigen und Verbergen
Ausstellungen in Köln und Bochum – Kunst in NRW 05/14

Die Amöbe auf dem Segel
Claude Viallat in der Bochumer Situation Kunst – Ruhrkunst 10/13

RuhrKunst.

HINWEIS