Vielleicht keine so leichte Kost, aber große Kunst. In Fortsetzung seines Themenschwerpunkts zur menschlichen Figur zeigt das Osthaus Museum derzeit einen konzentrierten Überblick über das Werk des Chemnitzer Malers, Zeichners und Bildhauers Michael Morgner. Alles in Morgners Arbeit ist verdichtete Erfahrung, sie wendet sich ausschließlich dem Menschen zu. Die Figur ist durch tiefschwarze Konturen expressiv zergliedert. Dazu hat Morgner im Laufe seines Schaffens verschiedene bildnerische Daseins-Formen und Körperhaltungen für den Menschen entwickelt, auf die er ebenso beharrlich wie voller Nuancen zurückkommt.
Michael Morgner gehört zu den großen, wirklich bedeutenden Persönlichkeiten der Kunst in der DDR. Geboren 1942 in Chemnitz, hat er an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig studiert. Er ist in den 1970er Jahren in seiner Heimatstadt Mitbegründer der Galerie Oben und der Produzentengalerie Clara Mosch: Orte, an denen sich die avantgardistische Kunst traf, mit Morgner mittendrin. Bereits in diesen Jahren entwickelt er seine Lavage-Technik mit Tusche und Asphaltlack, bei der er die Farbe mit Wasser partiell wieder heraus treibt und so das Bild unter Gewinn räumlicher Tiefe abstrahiert. Zu dieser Zeit findet er auch zur Figur des Schreitenden, der schutzlos und teils mit christlichen Attributen versehen das Bildformat durchmisst.
Überwiegend handelt es sich bei den Werken von um Hochformate, darunter mehrere Triptychen. Abgesehen von den frühen Bildern (von denen in Hagen auch welche ausgestellt sind) beschränkt er seine Bilder weitgehend auf die unbunten Farben, vor allem Schwarztöne, die er mit pulsierender Energie auflädt. Diese Bilder sind existenzielle Zeichen, bei denen die physische Präsenz unmittelbar zur psychischen Befindlichkeit führt. Die Bilder von Morgner sind ganz eigen, sehr direkt, deutlich verständlich, dabei überwältigend in ihrer Größe und ihrer reliefartig materiellen Wucht. Sie sind ein Erlebnis, das bei der Gelegenheit mit dem abstrakten Expressionismus von Emil Schumacher im Museum gegenüber zusammen gesehen werden sollte.
Michael Morgner – Figuren im Raum | bis 24.6. | Osthaus Museum Hagen | www.osthausmuseum.de
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