Genau genommen sind es minimale, präzise eingesetzte Mittel, mit denen Hans Kotter einen maximalen Effekt erreicht, ohne dass seine Arbeiten aufdringlich sind oder pathetisch wirken. Hans Kotter „malt“ mit LED-Leuchten und Neonröhren reduzierte, an der Geometrie orientierte Konstellationen, die sich im schwarzen Bildraum hinter Plexiglas schier unendlich in die Tiefe entwickeln. Das Licht hingegen strahlt nach außen. Hinzu kommt, dass sich die Farben in einer fließenden Abfolge ändern und Zeit als Faktor folglich mitspielt. Dabei vermitteln die Leuchtkästen eine große Gelassenheit, sie wirken als Solitäre, die noch metaphorisch eine Geschichte von der Entstehung der Welt mittels kleinster Moleküle umreißen, mit dem Blick in den dunklen Weltraum. Zugleich wirken Kotters Arbeiten edel, sind purer Luxus und erinnern an Perlen, zumal sich die linearen, häufig spiraligen Verläufe meist aus kleinen, aneinandergereihten Partikeln optisch zusammensetzen.
Hans Kotter, der 1966 im bayerischen Mühldorf geboren wurde und in New York studiert hat, untersucht in seinen Leuchtkästen Farben und ihre Wirkung im Raum und geht dabei unserer Wahrnehmung von Licht nach. Das Osthaus Museum zeigt die Werke unter unterschiedlichen Bedingungen. Im Altbau korreliert der stete Wechsel des Lichtes mit dem Plätschern und Fließen des „Brunnens mit fünf Jünglingen“ im Stockwerk darunter. Augenblicklich beginnen im Treppenhaus die Farben des sehr zurückhaltenden Stilllebens von Alexander Kanold zu funkeln. Sinnigerweise ist die Douglas-Lounge ganz in der Nähe, in der das Gemälde „Das Glück der Regelmäßigkeit“ von Konrad Klapheck mit seinen Tasten einer Schreibmaschine im Grunde die sorgfältig gereihten Perlen der Leuchtkästen kommentiert. – Natürlich nimmt das Museum mit der Präsentation von Hans Kotter den leitmotivischen Gedanken einer Malerei mit Licht auf, wie er etwa in den Ausstellungen mit Norbert Frensch und Udo Nöger formuliert wurde. Eines fügt sich zum anderen: eine gute Ausstellung und ein spannendes Ausstellungskonzept.
„Hans Kotter: Lightflow – Lichtobjekte“ I bis 12. Januar I Osthaus Museum Hagen I www.osthausmuseum.de
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