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Was Natur sein kann

22. Dezember 2011

Sammlung der ALTANA Kulturstiftung Hagen – Ruhrkunst 01/12

Diese erinnernde Anerkennung hat Norbert Tadeusz verdient. Das erste Bild, das man im Osthaus Museum sieht, ist ein Seerosengemälde des vor kurzem verstorbenen Düsseldorfer Malers. Die Seerosen sind jeweils für sich gegeben, die Wasserfläche ist fest umfasst, die Farben wirken künstlich: Gezeigt wird hier alles andere als eine selbstbestimmte Natur.

Wie für Tadeusz typisch, ist die Malerei locker realistisch, sie simuliert Lichteffekte, und die Wasserfläche ist schräg von oben erfasst. Und obzwar dieses Gemälde nicht zu den Hauptwerken dieses Malers gehört: Es bringt die Ambivalenzen im heutigen Umgang mit der Natur auf den Punkt. Tadeusz' Gemälde leitet die Präsentation der Sammlung der ALTANA Kulturstiftung ein, die unter diesem Motto zusammengetragen wurde. Es gibt in diesem weitgehend hochkarätigen Bestand zeitgenössischer Kunst keine regionalen oder generationsbedingten Begrenzungen, wobei in Hagen die Malerei dominiert.

Die Ausstellung geht vom vergleichenden Sehen mittels lockerer Ordnungsverfahren aus. Zwischen Per Kirkeby und Georg Baselitz kommt Anselm Kiefers Assemblage zunächst als Schilderung von Landschaft rüber, ehe sich die bei Kiefer charakteristischen historischen Verzweigungen einstellen. Und gegenüber von K.H. Hödicke wirken die Gemälde von Alex Katz abstrakt und Hödicke wiederum gegenständlich – es gibt in der Schau noch etliche derartiger Zuspitzungen, die für das Kunstwerk und dessen Umgang mit der Natur sensibilisieren. Als offener Prozess der Wahrnehmung treten die kleinformatigen malerischen Landschaften von Ulrich Erben auf.

Direkt vor Ort im italienischen Bagnoregio hat er elementare Natur und fundamentale Architektur lapidar und mit einem klugen Sinn für den Farbton erfasst. Ganz anders treten die lebensgroßen Farbfotografien des Amerikaners Bill Beckley auf. Beckley hat einzelne langstielige Pflanzen in einer überzüchteten, dabei erschreckend präsenten Künstlichkeit aufgenommen, die man auch Schönheit nennen könnte. Natur – das teilt diese gute Ausstellung mit – ist etwas für den zweiten Blick. Und sie ist nicht mehr das, was sie mal war.

„Natur – Zeitgenössische Kunst aus der Sammlung der ALTANA Kulturstiftung“ I bis 5. Februar im Osthaus Museum in Hagen I www.osthausmuseum.de

THOMAS HIRSCH

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