Wie geht es der deutschen Verlagswelt? Lohnt es sich überhaupt noch, Bücher zu verkaufen? Darüber sprach CORRECTIV-Reporterin Tanja Röttgen mit dem Journalisten Steffen Grimberg und Agenturgründer Alexander Simon.
Eines der größten Probleme der Verlagswelt, so Steffen Grimberg, sei, dass es immer weniger Verlage gebe und ein Kampf um Marktanteile ausgebrochen sei. Das gedruckte Wort habe es immer schwieriger, besonders in der Zeitungsbranche.
Zwar gebe es mehr Buchtitel als je zuvor, doch ein paar große Konzerne dominierten den gesamten Markt. Die vielen kleine Verlage würden kaum schwarze Zahlen schreiben. Die gesunde Konkurrenz, wie sie noch vor rund zwanzig Jahren geherrscht habe, sei verschwunden.
In der Zeitungswelt gehe der Trend immer mehr zu Zentral-Redaktionen, die mehrere Zeitungen mit Artikeln belieferten. So gebe es kaum noch Auswahl für die Leserschaft. In der Verlagswelt beheimateten große Konzerne, wie beispielsweise Random House, unterschiedliche Verlage. Dies sehe zwar nach außen hin nach Vielfalt aus, doch die Entscheidungen würden übergeordnet gefällt. So hätten manche Manuskripte einfach keine Chance, veröffentlicht zu werden. Gleichzeitig hätten solche Großverlage die Möglichkeit, regelrechte Bestseller zu schaffen. Alexander Simon ergänzt, dass kleine Verlage, die sich erstaunlicherweise weiterhin gründen würden, zwar sehr engagiert seien, gegen solche Strukturen aber wenig Mittel zur Verfügung hätten.
Das Problem sei nicht, was erscheint, sondern, was alles nicht auf den Markt kommt. Heutzutage sei es zusätzlich noch gewünscht, dass neben einem Buch ebenfalls ein Fernseh-Beitrag und ein Radio-Feature geplant würde. Das müsse man erst einmal personell leisten können.
Wohlgemerkt, so Simon, gehe es auch den Großkonzernen finanziell nicht unbedingt gut. Mit nur wenigen Ausnahmen, hätte sie in den letzten Jahren herbe Verluste einstecken müssen. Verlage könnten immer weniger finanzieren. Als Ausnahme dazu hätte der Suhrkamp-Verlag allerdings 2017 mehr Bücher verlauft, als je zuvor.
Gleichzeitig gebe es 6,4 Millionen weniger Leserinnen. Um dies zu ändern, so Grimberg, müsse man bei der Bildungspolitik anfangen. Menschen würden nicht dümmer, nur ungebildet, so Grimberg weiter. Ebenso sei es problematisch, dass in den Verlagen vermehrt Kaufleute an der Spitze säßen, die die Ökonomie über den Inhalt stellen würden. Die Auswirkungen all dessen seien noch nicht wirklich abschätzbar.
In den USA, so Simon, gehe es dem Buchmarkt mittlerweile wieder besser. Sachbücher und politische Recherchen seien dort traditionell am beliebtesten und würden sich momentan besonders gut verkaufen. In Frankreich sähe es ähnlich aus wie hierzulande, die Niederlande erholten sich nur langsam.
Auf die Frage aus dem Publikum, ob Lesereisen dem Verkauf von Büchern helfen könnten, antwortet Simon, dass es hier stark auf die Performance der Autorinnen ankäme. Wenn die nicht überzeugten, gingen auch keine Bücher über die Ladentheke.
Auch das Fernsehen böte keine Lösung mehr. Das „Literarische Quartett“ habe zwar viele Bücher berühmt gemacht, ohne Reich-Ranicki sei die Sendung allerdings zu vernachlässigen. In Bezug auf Social Media sei er nicht wirklich überzeugt. Seiner Meinung nach, so Simon, seien die Nutzerinnen von Social Media nicht diejenigen, die Bücher lesen würden. Hierauf ging ein Raunen durch das Publikum.
Auf die abschließende Frage, inwieweit Selfpublishing und Crowdfunding eine Möglichkeit für Autorinnen darstelle, antwortet Simon, dass dies eine gute Alternative sei. Crowdfunding werde immer beliebter. Und erfolgreiche Selfpublisher würden am Ende oft tatsächlich in traditionellen Verlagen landen.
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