Petersburger Hängung geht anders. Die Galerie m in Bochum zeigt mit „If and when“ neue Werke des amerikanischen Künstlers Peter Wegner. Der Yale-Absolvent hat drei der vier gezeigten Werkgruppen eigens für die Räume im Schlosspark am Haus Weitmar konzipiert. Erst einmal wirkt alles ziemlich leer, ruhig und spröde. Die angekündigte Poesie des Alltags ist auf den ersten Blick nirgends zu entdecken. Raumgreifend ist die Installation „Atlas Blue“: Zwei Kreise aus 312 unterschiedlich langen, lackierten Balken. Blau trifft dabei auf Weiß, spärliche kryptische Bezifferungen wie „6 Blue Sky“ sollen Farbbezeichnungen sein, eines von Wegners Ordnungssystemen. Handelsübliche Farbkarten aus Deutschland und Amerika inspirieren den Künstler aus South Dakota, dessen Arbeiten auch in den renommierten New Yorker Kunsttempeln Guggenheim und Museum of Modern Art hängen. Seine Affinität zu Bezeichnungssystemen kommt von deren Bemühen um klare Verständigung und Zuordnung von Begriff und Farbton. Das Chaos um Farbe als Ware der unterschiedlichen, internationalen Hersteller mit ihren jeweils ganz eigenen, gleichwohl assoziativen Bezeichnungen ist in seinen installativen Werken losgelöst von der industriellen Zweckmäßigkeit, hinterfragt das Tatsächliche hinter den Chiffrierungen. So ist das auch bei „Oasis Oase“, ein schlichtes Diptichon in Doppelgrün mit zwei unterschiedlichen Farbtonbezeichnungen, bei denen Zugang und Begrifflichkeit nebensächlich sind.
Eine Entdeckung sind gleich um die Ecke die fast transparenten, perlmutt schimmernden Collagen „Mineral Logic“ aus kleinen viereckigen Folien, die Flächen bilden. Sie sind dreidimensional an der Wand befestigt und visualisieren so einen Schwebezustand. Die chemische Bezeichnung des Materials lautet nüchtern: K Al2 AlSi3 O10 (OH)2, und das ist Muscovit. Dieser natürliche Rohstoff bildet sich aus einzelnen, hauchdünnen Schichten, die sich voneinander trennen lassen. Muscovit wird im industriellen Gebrauch als extrem hitzebeständiges Dämmmaterial für Hochspannungsleitungen verwendet, Wegner nutzt es als Material für Kunst. Auch damit zeigt er die unterschiedlichen Codes, die uns umgeben und unser Leben bestimmen, jedoch kaum noch als solche wahrgenommen werden.
Peter Wegner: „If and when“ I bis 4.8. I Galerie m, Bochum I 0234 439 97
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