Parzival trifft keine Schuld. Der spätere Ritter und Retter lebt noch mega-behütet bei seiner Mama Herzeloyde im Wald. Ritterspiele, Turniere und rohes Minnespiel sind gerade en vogue am Hofe von Artus und seinen Recken. Was liegt also näher als die Studenten der Folkwang Universität der Künste die „Parzival“-Fassung des Schweizer Autors Lukas Bärfuss studieren zu lassen.
Ein tolles Jahr irgendwann in den 1930ern. Kultur wird groß geschrieben. Selbst in der bereits bräunlichen Provinz, wo der Musikverein Walhalla einen konzertanten Ring erwartet. Die Kneipen-Bühne in Wippelsdorf ist bereit für einen Wagnerabend, mitten darauf sitzt ein riesiger Operetten-Schwan. Pech für Adele Würmeling und Herwarth Moksch, die beiden sind trotz Auftrittsverbot durch die Nazis und nur aufgrund einer Fehlbuchung ihrer Agentur hier.
Wie war das noch mit Siegfried? Wer tötet ihn und warum? Und welche Rolle spielt Kriemhild dabei? Wer sich über solche Fragen Gedanken macht, bevor er „Siegfrieds Tod, Nibelungen II“ in der Rottstr. 5 in Bochum sieht, wird schnell merken, dass das unnötig ist.
Es hätte alles so schön sein können: Kasimir und Karoline besuchen das Oktoberfest. Kasimir hat allerdings seinen Job als Chauffeur verloren und prophezeit seiner Liebsten verbittert, dass sie ihn deswegen verlassen wird. Karoline ist enttäuscht, denn „eine gute Frau steht zu ihrem Mann“. Vielleicht wäre an dieser Stelle alles ganz simpel mit einer Entschuldigung zu lösen gewesen, doch entspräche das nicht der bösen Klugheit Ödön von Horváths.
Mit einem guten Titel lässt sich so manch schwaches Stück ans Publikum bringen. Dass sich aber starkes Tanztheater hinter einem blassen Etikett verbirgt, kommt eher selten vor. Die Ballettcompagnie des Hagener Theaters macht es gerade vor. „drei-mal-tanz“ lautet der denkbar schlichte Titel des neuen Ballettabends, hinter dem sich keineswegs ein Lückenfüller, sondern drei kurzweilige und mitreißende Choreographien voller Ideen und Energie verbergen.
Gegen das Carmen-Klischee gibt es kaum ein Mittel. Georges Bizets berühmte Oper mit ihren Hits kennt jeder und ihre Titelfigur ist längst zur kitschigen Allegorie
Wer es beim Theatergang mal richtig geballt haben will und auf die ganz große Qualität nicht verzichten will, der verzehrt jahrein, jahraus an der Ruhr sieben Schauspiele auf einen Streich. Die „Stücke“, der renommierte Bühnenstreit um den heiß begehrten, mit 15.000 Euro dotierten Mülheimer Theaterpreis werfen ihre Vorverkaufsschatten voraus.
Die Krise ist vorbei und alle warten auf ihr Eintreffen. Das Moerser Theater macht sich einen polemischen Gedanken zur Lage, indem es die übliche Bankerlyrik mit einer Formulierung von Adam Smith in Bezug setzt. In seinem Buch „Der Wohlstand der Nationen“ hatte der Begründer der Nationalökonomie „die unsichtbare Hand“ als selbstregulierenden Mechanismus beschrieben, der die Unterschiede zwischen ökonomischen und sozialen Ansprüchen, zwischen Eigennutz und Gemeinwohl austariert. Die Finanzkrise wirft die Frage auf...
Die Welt von Heerführer McBeth ist allzeit geschützt durch einen Körperscanner. Obwohl das Piepen niemanden zu interessieren scheint. Egal wer die zentral auf der Bühne stehende rollende Tür durchschreitet – es piept. Unbewaffnet ist also niemand in der interessanten McBeth-Version von Claudia Bauer am Wuppertaler Schauspielhaus.
Mit Choke wird sich an ein sensibles und angesichts des demographischen Wandels bedeutendes Thema herangewagt: Was tun, wenn ein Elternteil nicht mehr alleine kann? Das Stück der kanadischen Autorin Cathleen Rootsaert handelt von den Brüdern Dylan und Greg, die beide nicht der Pubertät entwachsen sind.
Licht in der Finsternis
„Brems:::Kraft“ in Köln und Mülheim a.d. Ruhr – Theater Ruhr 01/25
Brautkleid aus reinster Haut
„Subcutis“ in Mülheim a. d. Ruhr und Köln – Theater Ruhr 01/24
Trance durch Kunst
Die Reihe Rausch 2 in Mülheim a.d. Ruhr – Theater Ruhr 11/23
Brecht im Discounter
„Der gute Mensch von Sezuan“ am Grillo-Theater in Essen – Theater Ruhr 10/23
Bretter der Kulturindustrie
„Das Kapital: Das Musical“ im Schauspiel Dortmund – Theater Ruhr 10/23
Siehst du, das ist das Leben
„Der erste fiese Typ“ in Bochum – Theater Ruhr 06/23
Der gefährliche Riss in der Psyche
„Die tonight, live forever oder das Prinzip Nosferatu“ am Theater Dortmund – Theater Ruhr 04/22
Unberührbare Souveränität
Frank Wedekinds „Lulu“ am Düsseldorfer Schauspielhaus – Theater Ruhr 03/20
Totenmesse fürs Malochertum
„After Work“ in den Bochumer Kammerspielen – Theater Ruhr 02/20
Gespenstisches Raunen
Die Performance „Geister“ am Schauspielhaus Bochum – Theater Ruhr 02/20
Drei wilde C´s im Schnee
„After Midnight“ im Essener Grillo – Theater Ruhr 02/20
Von Büchern überschüttet
„Sokrates der Überlebende / Wie die Blätter“ in Mülheim – Theater Ruhr 02/20
Tragödie mit Diskokugel
Horváths „Glaube Liebe Hoffnung“ in Oberhausen – Theater Ruhr 01/20
Ein hochemotionaler Spiegel
Khaled Hasseinis „Drachenläufer“ in Castrop-Rauxel – Theater Ruhr 01/20
Donna Quichotta der Best Ager
„Linda“ am Düsseldorfer Schauspielhaus – Theater Ruhr 01/20
Spiegelei, Toast und Tier
„Das Reich der Tiere“ am Theater Dortmund – Theater Ruhr 12/19
Heute geht es auch ohne Brandbeschleuniger
„Biedermann und die Brandstifter“ in Essen – Theater Ruhr 11/19
Desinfiziert und doch tot
„Die Pest“ in Moers – Theater Ruhr 11/19
Wenn Datenberge erodiert sind
„Identität“ in Dortmund – Theater Ruhr 11/19
Biografisches Sightseeing
Babett Grube inszeniert „Alles ist wahr“ in Oberhausen – Theater Ruhr 11/19
Amouröse Programmierung
„Ein Sommernachtstraum“ am Theater Oberhausen – Theater Ruhr 07/19
Mit Drogen locker durchs Leben
Huxleys „Schöne neue Welt“ in Bochum – Theater Ruhr 07/19
Aufm Arbeitsamt wird gesabbert
„Willems wilde Welt“ von theater glassbooth – Theater Ruhr 07/19
Morden als Maloche
Harold Pinters „Der Stumme Diener“ in Essen – Theater Ruhr 06/19
Schaut wie die Kirschbäume fallen
„Der Kirschgarten“ in Essen – Theater Ruhr 06/19