Das Leben ist kein Wunschkonzert. Nach der Euphorie der Jugendjahre wartet es im fortgeschrittenen Alter mit allerlei Unbill auf. Aber: „Irgendwo gibt es immer eine Tür ...“ - und dahinter stecken auch neue Chancen. Die Botschaft des Stücks ist bewusst allgemein gehalten, schließlich soll sich in „Frau 1“, „Frau 2“, „Mann 1“ und „Mann 2“ möglichst das ganze Publikum wiedererkennen, sofern es sich mit den Problemen New Yorker Yuppies überhaupt identifizieren kann...
Fünf Schauspieler sitzen auf Couch und Stühlen und blicken ernst drein. Hinter ihnen haufenweise gelbe Hefte, unschwer als Reclamausgaben zu identifizieren. Ein weiteres Bühnenbild ist nicht zu erkennen, drei weiße Wände, Requisiten werden von den Büchlein verdeckt, die jeder Schüler kennt, aber nicht notwendigerweise lieben gelernt hat...
Das Leben eines Heiligen ist definitiv kein Dauerbrenner auf deutschen Bühnen, da wird schon eher dem Atheismus gehuldigt. Aber ein Bedürfnis nach Religion, oder besser nach Spiritualität, scheint die Menschen umzutreiben, sonst gäbe es keinen Markt für Engeltarotkarten.
Als die jungen Rapper aus der Nordstadt zu Beginn von ihrem Stadtteil sangen, konnte noch niemand wissen, dass die Dortmunder Tiefenbohrung „Heimat unter Erde“ ihre eigentlichen Reize doch eher in der Vergangenheitsbewältigung suchte. Wenn erst einmal die drei ehemaligen Steiger der Zeche von der „guten, alten“ Zechenzeit berichten, dann ist die letzte Spur vom Strukturwandel verweht, Nostalgie treibt Freudentränen in die Augen...
Die Hölle auf Erden ist ein steinernes Gewölbe an der Bochumer Rottstraße. Doch es ist auch der tatsächliche Ort der theatralischen Verdammnis. Dorthin schickt Jean-Paul Sartre in „Geschlossene Gesellschaft“ seine drei Sünder zur ewigen Folter. Doch erster Eindruck: So schlimm ist es ja gar nicht. Sitzgruppe, Kerzen, rotes Schummerlicht...
Die Holzvertäfelung der Wände erzählt noch von Restbeständen eines bürgerlichen Daseins. Doch an den Kaffeehaustischen sitzen erstarrte Menschen. Oder sie liegen gleich quer über der Tischplatte. Wärter skan- dieren den Tagesablauf und im Hintergrund droht eine Totenbahre. Sa- natorien waren zwar schon immer Orte, an denen Träume und Begehr- lichkeiten wuchsen. Doch in Mülheim hat Regisseurin Simone Thoma bei ihrem Regiedebüt Arthur Schnitzlers Erzählung „Traumnovelle“ gleich in die Räume einer Klinik verlegt, aus der es kein Entkommen zu geben scheint.
Irgendwie scheint das Bühnenbild bekannt. Zumindest für den, der bereits Peter Carps Inszenierung der „Waisen“ von Dennis Kelly gesehen hat. Beide Stücke spielen im gleichen Bühnenbild, mit denselben Schauspielern. In beiden Stücken geht es um die Innenwelt und das „Da draußen“. Für die drei Schwestern, die nach dem Tod ihrer Eltern in der Provinz versauern, ist Moskau das gelobte Land, der Ort der Sehnsucht und der Träume. Ihr Vater musste als Kommandant die russische Hauptstadt mit seiner Kompanie verlassen, wurde in die Kleinstadt versetzt.
Als Helens Bruder Liam plötzlich blutüberströmt in ihrer Wohnung erscheint, weiß Helen sofort, dass sie ihm helfen wird. Schließlich ist er vorbestraft, und man wird ihm nicht glauben, dass er nur einem Verletzten helfen wollte. Doch Helens Mann Danny ist skeptisch. Muss man nicht die Polizei rufen? Und vor allem, muss man nicht dem Verletzten helfen, der noch irgendwo da draußen liegt?
Das Leben ist nicht einfach im Dörfchen Anatevka in der zaristischen Ukraine zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Es sind überwiegend Juden, die im „Schtetl“ leben. Gegenüber ihren russischen Nachbarn grenzen sie sich ab. Die Angst vor Übergriffen ist groß und berechtigt.
Sie ist ein abgebrühter Serienstar, er ein abgekochter Kriegsberichterstatter. Was bleibt von Wahrheit, Schein und Existenz, wenn diese zwei als rivalisierende Medienprofis aufeinanderprallen? Der Film „Das Interview“ (NL, 2003) von Theo van Gogh hat die Theaterbühnen der Republik erreicht. 2006 wurde die Bühnenfassung uraufgeführt. Der Stoff drängte sich quasi auf. Er steht als Metapher für Macht, korrumpierte Haltungen und zunehmenden Realitätsverlust aller.
Licht in der Finsternis
„Brems:::Kraft“ in Köln und Mülheim a.d. Ruhr – Theater Ruhr 01/25
Brautkleid aus reinster Haut
„Subcutis“ in Mülheim a. d. Ruhr und Köln – Theater Ruhr 01/24
Trance durch Kunst
Die Reihe Rausch 2 in Mülheim a.d. Ruhr – Theater Ruhr 11/23
Brecht im Discounter
„Der gute Mensch von Sezuan“ am Grillo-Theater in Essen – Theater Ruhr 10/23
Bretter der Kulturindustrie
„Das Kapital: Das Musical“ im Schauspiel Dortmund – Theater Ruhr 10/23
Siehst du, das ist das Leben
„Der erste fiese Typ“ in Bochum – Theater Ruhr 06/23
Der gefährliche Riss in der Psyche
„Die tonight, live forever oder das Prinzip Nosferatu“ am Theater Dortmund – Theater Ruhr 04/22
Unberührbare Souveränität
Frank Wedekinds „Lulu“ am Düsseldorfer Schauspielhaus – Theater Ruhr 03/20
Totenmesse fürs Malochertum
„After Work“ in den Bochumer Kammerspielen – Theater Ruhr 02/20
Gespenstisches Raunen
Die Performance „Geister“ am Schauspielhaus Bochum – Theater Ruhr 02/20
Drei wilde C´s im Schnee
„After Midnight“ im Essener Grillo – Theater Ruhr 02/20
Von Büchern überschüttet
„Sokrates der Überlebende / Wie die Blätter“ in Mülheim – Theater Ruhr 02/20
Tragödie mit Diskokugel
Horváths „Glaube Liebe Hoffnung“ in Oberhausen – Theater Ruhr 01/20
Ein hochemotionaler Spiegel
Khaled Hasseinis „Drachenläufer“ in Castrop-Rauxel – Theater Ruhr 01/20
Donna Quichotta der Best Ager
„Linda“ am Düsseldorfer Schauspielhaus – Theater Ruhr 01/20
Spiegelei, Toast und Tier
„Das Reich der Tiere“ am Theater Dortmund – Theater Ruhr 12/19
Heute geht es auch ohne Brandbeschleuniger
„Biedermann und die Brandstifter“ in Essen – Theater Ruhr 11/19
Desinfiziert und doch tot
„Die Pest“ in Moers – Theater Ruhr 11/19
Wenn Datenberge erodiert sind
„Identität“ in Dortmund – Theater Ruhr 11/19
Biografisches Sightseeing
Babett Grube inszeniert „Alles ist wahr“ in Oberhausen – Theater Ruhr 11/19
Amouröse Programmierung
„Ein Sommernachtstraum“ am Theater Oberhausen – Theater Ruhr 07/19
Mit Drogen locker durchs Leben
Huxleys „Schöne neue Welt“ in Bochum – Theater Ruhr 07/19
Aufm Arbeitsamt wird gesabbert
„Willems wilde Welt“ von theater glassbooth – Theater Ruhr 07/19
Morden als Maloche
Harold Pinters „Der Stumme Diener“ in Essen – Theater Ruhr 06/19
Schaut wie die Kirschbäume fallen
„Der Kirschgarten“ in Essen – Theater Ruhr 06/19